Mens sana in corpore sano

  Ganz tief versunken in Gedanken
  sitzt der Professor still am Arbeitstisch.
  Die Nachwelt wird es ihm noch danken,
  mit Beifall sind die Zeitgenossen wählerisch.

  Da öffnet sich die Tür ganz leise,
  herein tritt des Professors holdes Eheweib,
  sie bringt ihm seine Lieblingsspeise,
  gesunder Geist braucht auch gesunden Leib.

  Was hört er seine Frau jetzt sagen?
  "Nun iss, damit sich dein Problem erhält!"
  Wie kann es diese Frau nur wagen?
  Es ist die Art von Scherzen, die ihm nicht gefällt.

  Erhalten soll sich also sein Problem,
  von Mitgefühl kann wirklich nicht die Rede sein.
  Glaubt sie, es sei ihm angenehm?
  Am Schreibtisch schwitzen muss er ganz allein.

  Wie viele Stunden schwerer, mühevoller Arbeit
  hat ihm schon dies Problem gebracht,
  was gäbe er für volle Klarheit,
  der Rest der Arbeit wäre schnell gemacht.

  "Schau her, es ist dein Lieblingsessen,
  bestimmt wird es den Geist erhellen,
  du hattest früher viele Interessen,
  du solltest nicht nur diese eine Frage stellen!"

  "Den Geist erhellen" hat sie doch gesagt -
  Professors Denkerstirne sich in Falten legt,
  sein analytischer Verstand ist jetzt gefragt,
  an seinem Ärger er schon Zweifel hegt.

  So herzlich hat er lange nicht gelacht,
  wie Schuppen es ihm von den Augen fällt:
  Die Mahlzeit hat sie ihm doch nur gebracht,
  damit sich sein Problem erhellt und nicht erhält!

  © Reinhard Schmidt
 

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