Abgesang auf die Natur

 Die Meute schneller afrikanischer Hyänenhunde
 verfolgt das alte Gnu in wilder Hatz,
 gekommen ist nun wieder ihre große Stunde,
 die Selektion verschafft den Jägern einen Spitzenplatz.

 Ein Hund hat jetzt das Gnu am Schwanz gepackt,
 zwei and're Hunde attackieren seine Flanken,
 sie folgen einem gnadenlosen Takt
 und bringen das gehetzte Tier ins Wanken.

 Ein Löwe hätte ihm gleich das Genick gebrochen,
 doch solches Glück ist diesem Gnu hier nicht beschieden,
 die Hundezähne haben seine zähe Haut durchstochen,
 nur Löwenkräfte hätten lange Quälerei vermieden.

 Die ganze Meute stürzt sich nun auf das erschöpfte Tier,
 in großen Stücken wird das Fleisch herausgerissen,
 das Blut des Opfers steigert nur noch ihre Gier,
 das Schmerzgebrüll des Gnus wird dirigiert von Hundebissen.

 Der Bauch des Tieres wird von scharfen Zähnen aufgebrochen,
 die Hunde ziehen seinen langen Darm heraus,
 am Schenkel zeigen sich die blanken Knochen,
 das Opfer zappelt und stößt wilde Schreie aus.

 Ihm ist, als ob es tausend Dolche wären,
 und hinter tausend Dolchen warten Schmerzen nur -
 sein Fleisch wird bald die putzig kleinen Welpen nähren -
 wie wohlgeordnet ist er doch, der Ablauf der Natur!

© Reinhard Schmidt
 

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